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DLA-Allel Bestimmung beim Hund – Ab dem 01.07.2025

Unsere Bitte an Sie: als Probenmaterial ist ausschließlich 0,5 – 1,0 ml EDTA-Blut oder ein Spezialabstrich möglich (nicht die trockenen Backenabstriche unseres Standard-Testkits!)

Überblick

DLA-Gene (Dog Leukocyte Antigene) kodieren für Proteine, die eine zentrale Rolle in der Immunantwort des Hundes spielen, indem sie Antigene auf Zelloberflächen präsentieren und so die Erkennung von körpereigenen und fremden Strukturen durch das Immunsystem ermöglichen. Als Bestandteil des MHC-Komplexes werden sie in festen Kombinationen (Haplotypen) vererbt. Eine hohe genetische Vielfalt dieser Gene stärkt die Immunreaktion.

DLA-Gene und ihre Bedeutung in der Hundezucht

Was sind DLA-Gene?

Die sogenannten DLA-Gene (Dog Leukocyte Antigen) kodieren für Proteine, die eine zentrale Rolle in der Immunantwort des Hundes spielen. Sie gehören zum sogenannten MHC-Komplex (Major Histocompatibility Complex) der Klasse II, dessen Aufgabe es ist, körperfremde Stoffe zu erkennen und dem Immunsystem zu präsentieren, um eine gezielte Abwehrreaktion auszulösen. Die Unterscheidung zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen (wie Bakterien oder Viren) ist dabei essentiell, Fehler hierbei können zu Autoimmunerkrankungen führen.

Beim Hund befindet sich der MHC-Komplex auf Chromosom 12. Die für Züchter und Tierärzte besonders relevanten DLA-Gene befinden sich in der Klasse-II-Region, welche für die Steuerung der sogenannten humoralen (antikörpervermittelten) Immunantwort verantwortlich ist.

Die drei wichtigsten DLA-Gene, die in der Hundezucht analysiert werden, sind:
DLA-DRB1
– DLA-DQA1
– DLA-DQB1

Diese Gene wirken zusammen und werden als Haplotyp vererbt – das heißt, sie werden als feste Kombination von einem Elternteil an die Nachkommen weitergegeben.

Warum sind DLA-Gene wichtig?

Eine hohe Vielfalt (Diversität) der DLA-Gene trägt zu einem stabilen, funktionierenden Immunsystem bei. Je größer die genetische Vielfalt, desto besser kann sich das Immunsystem gegen unterschiedliche Krankheitserreger zur Wehr setzen.

In vielen Hunderassen kommt nur noch eine geringe Anzahl an möglichen Haplotypen vor, da die selektive Zucht die Vielfalt verringert hat. Eine geringe Zahl an Zuchthunden, der Einsatz von Popular Sires oder die wiederholte Verpaarung verwandter Hunde kann diese Vielfalt stark einschränken, was sich auf das Risiko für Autoimmunerkrankungen auswirken kann.

Ziel in der Zucht: Erhaltung bzw. Erhöhung der DLA-Diversität innerhalb der Rasse.

Homozygotie vs. Heterozygotie

Homozygot:  Zwei gleiche Allele eines Gens

Heterozygot: Zwei unterschiedliche Allele eines Gens

Ein heterozygoter Hund hat somit eine größere genetische Vielfalt im MHC-Komplex als ein homozygoter und besitzt potenziell ein robusteres Immunsystem.

Zusammenhang mit Krankheiten

Für die Entstehung bekannter Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, exokretorische Pankreasinsuffizienz, Hypothyreose und Morbus Addison wird eine autoimmune Komponente diskutiert. Wissenschaftliche Studien haben bestimmte DLA-Haplotypen mit einem erhöhten oder verringerten Risiko für Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Dabei gilt:

    • Das Ergebnis gibt Hinweise auf ein erhöhtes oder verringertes Erkrankungsrisiko
    • Weitere Umwelt- und genetische Faktoren beeinflussen den Ausbruch einer Erkrankung
    • Es handelt sich nicht um eine direkte Krankheitsursache

Beispiele für schützende Allel-Kombinationen

DLA-DRB1DLA-DQA1DLA-DQB1Verringertes Risiko für
015:01006:01020:02Diabetes mellitus
018:01001:01008:02Hypothyreose
018:01001:01002:01Morbus Addison

Beispiele für Risiko Allel-Kombinationen

DLA-DRB1DLA-DQA1DLA-DQB1Erhötes Risiko für
020:01004:01013:03Diabetes mellitus
001:01001:01002:01Hypothyreose
001:01002:01013:03Morbus Addison
Quelle: Adobe Stock

Ein Beispiel:
Der English Cocker Spaniel „Henri“ hat die Genkombination DRB1 001:01 – DQA1 002:01 – DQB1 013:03, die mit einem erhöhten Risiko für Morbus Addison einhergeht. Zur Vorsorge empfiehlt sich ein jährlicher Check aus Blutbild, Screening und Addisonprofil. Individuelle Vorsorge trägt zur Lebensqualität Ihres Hundes bei!

DLA-Typisierung in der Praxis

Bei einer DLA-Typisierung werden die vorhandenen Allele eines Hundes bezüglich der DLA-Gene ermittelt. Dies erfolgt per Sequenzierung im Labor mit anschließender bioinformatischer Auswertung.

Quelle: envatoelements

Zielgruppen für die Typisierung

    • Züchter, die genetische Vielfalt in der Population erhalten wollen
      Deckrüdenbesitzer, zur gezielten Auswahl passender Partnerinnen
    • Besitzer gefährdeter Rassen, zur Abschätzung individueller Gesundheitsrisiken (zur Früherkennung bzw. Vorsorge bei bestimmten Allelen)

Was zeigt die Typisierung?

✅ Auflistung der einzelnen Allele der Gene DLA-DRB1, DLA-DQA1 und DLA-DQB1 (z. B. DRB1*015:01, DQA1*001:01)
✅ Hinweis auf erhöhtes oder verringertes Erkrankungsrisiko, sofern für die Rasse bekannt
Kein direkter Nachweis von Krankheiten

Empfehlungen für die Zucht

    1. Zuchttiere möglichst heterozygot wählen, um die Vielfalt zu fördern.
    2. Verpaarung gleicher Haplotypen vermeiden, um möglichst heterozygote Nachkommen zu züchten.
    3. Bestandsaufnahme der DLA-Vielfalt innerhalb eines Zuchtvereins durchführen.
    4. Langfristiges Zuchtziel: Gleichgewicht zwischen genetischer Vielfalt, Rassestandard und Vielfalt in den MHC-Genen

Fazit

Die DLA-Gene sind ein zentrales Instrument zur Einschätzung der genetischen Vielfalt im Immunsystem des Hundes. Durch gezielte DLA-Typisierung können Züchter verantwortungsvoll agieren und gesundheitliche Risiken bei den eigenen Nachkommen und in der Population langfristig senken.