Welcher Gentest ist der richtige für meinen Hund?
Einzeltest, rassespezifisches Paket oder XXL-Screening – gezielt testen oder breit analysieren?
Genetische Tests haben sich als unverzichtbares Werkzeug etabliert, um rassespezifische Zuchtziele mit dem Erhalt der Gesundheit und der Förderung genetischer Vielfalt in Einklang zu bringen. Von gezielten Einzeltests bis zu umfassenden XXL-Screenings – Wir stellen die verschiedenen Möglichkeiten vor und bieten Orientierung bei der Auswahl.
Die genetische Information eines jeden Hundes ist in seiner DNA gespeichert. Wie ein komplexer Bauplan enthält die DNA wichtige Informationen über das Aussehen, die Gesundheit und das Verhalten. Moderne Analysemethoden ermöglichen es heute, gezielt bestimmte genetische Varianten nachzuweisen oder große Teile des Erbguts gleichzeitig zu durchsuchen. Da DNA-Analysen zunehmend effizienter werden und gleichzeitig immer mehr genetische Varianten entdeckt werden, sind große Screenings, wie z.B. das Paket LABOGenetics XXL Hund, im Trend. Für Züchter, Besitzer und Tierärzte eröffnet dies neue Perspektiven in der Zuchtplanung und der Gesundheitsvorsorge, und bringt gleichzeitig auch die Herausforderung mit sich, die Ergebnisse korrekt zu interpretieren und in der Zuchtpraxis anzuwenden. Für eine individuelle und fachkundige Beratung stehen Ihnen unsere Genetikexperten jederzeit unterstützend zur Seite.
Welche Gentest-Arten für Hunde gibt es? Drei Wege zur genetischen Analyse im Überblick
Im Wesentlichen stehen heute drei verschiedene Ansätze zur Verfügung: der klassische Einzelgentest, rassespezifische Testpakete und umfassende XXL-Screenings. Die Wahl der richtigen Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Wann ist ein gezielter Einzeltest beim Hund sinnvoll?
Der Einzelgentest ist die älteste Form der genetischen Analyse. Er untersucht gezielt eine bestimmte genetische Variante und liefert ein klares Ergebnis. Dies ist besonders wertvoll bei der Abklärung des klinischen Verdachts einer bestimmten Erbkrankheit oder wenn bestimmte Merkmale in der Zuchtplanung berücksichtigt werden sollen. Als Probenmaterial genügt eine Blutprobe oder ein einfacher Backenabstrich (siehe Infobox 1). Die Ergebnisse liegen meist innerhalb weniger Tage vor und ermöglichen schnelle Entscheidungen. Für die korrekte Interpretation des Ergebnisses sind fundierte Kenntnisse der Genetik nötig. So sind beim züchterischen Umgang mit dem Ergebnis beispielsweise monogene Erbkrankheiten anders zu behandeln als genetische Risikofaktoren. Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird darauf noch genauer eingegangen.
Welche Vorteile bieten rassespezifische Testpakete?
Für reinrassige Tiere bieten rassespezifische Testpakete eine solide Grundlage für eine vorausschauende Zuchtplanung. Diese Pakete werden regelmäßig aktualisiert und an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Sie berücksichtigen die spezifischen rasserelevanten Risiken und Erbkrankheiten einer Rassen und ermöglichen eine systematische Zuchtplanung. Die kontinuierliche Forschung führt dabei zu einer stetigen Erweiterung der Testmöglichkeiten. Rassepakete bieten einen Preisvorteil im Vergleich zu mehreren Einzeltests, da die gebündelten Untersuchungen kostengünstiger angeboten werden können. Als Probenmaterial genügt eine Blutprobe oder ein einfacher Backenabstrich (siehe Infobox 1). Meist dauert die Bearbeitung eines Rassepakets etwas länger als der Einzeltest (in der Regel 7-14 Werktage).
Für wen eignet sich ein umfassendes XXL-Screening?
Die umfassendste Form der genetischen Analyse bieten die großen XXL-Screenings. Hier werden nicht nur die meisten bekannten Krankheiten und Risikofaktoren untersucht, sondern auch Merkmale wie z.B. die Fellfarben. Diese XXL Optionen profitieren besonders von den technologischen Fortschritten der letzten Jahre und bieten bei weitem das günstigste „Preis pro Test“ Verhältnis. Die Pakete sind für alle Tiere der Spezies geeignet. Sie bieten eine breite genetische Basisanalyse auch für Mischlinge oder Hunde unbekannter Abstammung. Als Probenmaterial wird eine Blutprobe empfohlen, oder ein Spezialbackenabstrich (siehe Infobox 1). Die Ergebnisse des großen Screenings erhalten Sie innerhalb von 10-14 Werktagen.
Wie interpretiere ich die Ergebnisse des Gentests richtig?
Eine wichtige Grundlage für die Bewertung genetischer Testergebnisse ist das Verständnis der komplexen Beziehung zwischen dem Testergebnis (dem Genotyp) und der Auswirkung beim Tier (dem Phänotyp). Nicht jede genetische Variante führt zwangsläufig zu einer Erkrankung oder manifestiert sich in einem äußerlichen Merkmal. Dies macht die Interpretation von Testergebnissen zu einer anspruchsvollen Aufgabe.
Monogene (nur von einem Gen bestimmte) genetische Varianten stellen einen vergleichsweisen einfachen Fall dar und können dominant oder rezessiv sein. Bei einer rezessiven Vererbung muss ein Hund zwei Kopien der mutierten Genvariante (homozygot) tragen – also je eine von beiden Elternteilen erben –, damit die Erkrankung oder das Merkmal ausgeprägt wird. Hunde mit nur einer Kopie (heterozygot) sind Anlageträger. Sie bleiben selbst gesund bzw. zeigen keine Veränderung des Merkmals, können die Variante aber an ihre Nachkommen weitergeben. Bei einer dominanten Vererbung reicht bereits eine Kopie der mutierten Variante aus, damit sich das Merkmal oder die Krankheit zeigt. Dominant vererbte Erkrankungen treten meist in jeder Generation auf, während rezessive oft verborgen bleiben, bis zwei Anlageträger miteinander verpaart werden.
Viele Merkmale folgen nicht diesen einfachen Regeln (siehe Infobox 2). Wenn das Zusammenspiel mehrerer Gene gemeinsam die Ausprägung eines Merkmals oder einer Krankheit beeinflusst, so nennt man das polygene Vererbung. Beispiele findet man oft bei den Fellfarben, die durch viele verschiedene Gene gesteuert werden. Variable Expressivität beschreibt das Phänomen, dass eine genetische Variante zwar zu einem bestimmten Merkmal oder einer Erkrankung führt, die Ausprägung jedoch von Tier zu Tier unterschiedlich stark sein kann. Aber auch viele Erbkrankheiten zeigen eine polygene Vererbung und ihre Ausbildung wird häufig noch zusätzlich durch Umweltfaktoren beeinflusst (multifaktorielle Krankheiten). Zusätzlich gibt es die unvollständige Penetranz. Diese beschreibt, dass nicht jeder Hund, der eine bestimmte genetische Variante trägt, tatsächlich die entsprechende Krankheit oder das Merkmal entwickelt. Manche Tiere bleiben trotz der mutierten Variante symptomfrei.
Manchmal werden auch genetische Risikofaktoren getestet. Das sind genetische Varianten, die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Ausprägung von Symptomen einer Erkrankung oder eines bestimmten Merkmals verbunden sind, aber nicht ursächlich (kausal) sind.
Ein komplexes Beispiel findet sich beim IVDD-Risiko (Hansen´s Type I Intervertebral Disc Disease, Bandscheibenvorfall). Die typisch kurze Beinlänge vieler Rassen wird entweder durch Chrondrodysplasie (CDPA) hervorgerufen, oder kann durch Chondrodystrophie (CDDY) entstehen. Nur CDDY ist jedoch bei einigen Hunderassen mit einem erhöhten Risiko für IVDD (Bandscheibenvorfall) verbunden. Zur genauen gesundheitlichen Auswirkung der CDDY, ihrer unterschiedlichen Bedeutung bei verschiedenen Hunderassen und zur Identifikation weiterer für das Bandscheibenvorfallrisiko relevanter Gene laufen aktuell an verschiedenen Forschungsstätten international wissenschaftliche Studien.
Warum ist die rassespezifische Auswertung der Gentestergebnisse wichtig?
Genetische Varianten können in unterschiedlichen Rassen unterschiedliche Auswirkungen haben. Eine Mutation, die in einer Rasse mit einer bestimmten Erkrankung korreliert, kann in einer anderen Rasse vorkommen, ohne dass Hunde, die die Variante misch- oder reinerbig tragen, erkranken. Ein Beispiel ist die Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL) beim American Staffordshire Terrier. Klinische Symptome beinhalten eine Steigerung der körperlichen Unruhe und der Aggressivität. Die Hunde werden hyperaktiv und leiden unter epileptischen Zuständen. Das Alter, in dem die Erkrankung beginnt, sowie der Schweregrad können stark variieren. In anderen Rassen kann die genetische Variante ebenfalls vorkommen, eine Korrelation mit der Erkrankung NCL ist aber wissenschaftlich nicht bekannt.
Umgekehrt können auch unterschiedliche Genetische Varianten je nach Rasse für dieselbe Krankheit verantwortlich sein. Für NCL sind neben der krankheitsauslösenden Variante für den American Staffordshire Terrier beispielsweise noch einige weitere Varianten bekannt, die in anderen Rassen zu NCL führen können.
Auch unterscheiden sich Häufigkeit und Bedeutung bestimmter genetischer Risikofaktoren zwischen den Rassen. Gerade in XXL-Screenings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass getestete Tiere einige Varianten in ihrer DNA tragen, die in anderen Rassen als krankheitsauslösend bekannt sind.
Ein Beispiel ist die Farbmutantenalopezie (Colour Dilution Alopecia/CDA). Diese Erkrankung führt unter anderem zu fortschreitendem Haarausfall durch eine Störung der Pigmentbildung und -einlagerung. Wissenschaftlich bekannt ist ein Zusammenhang zwischen der Verdünnung (Dilution), der Fellfarbe und CDA. Dilution ist nicht ursächlich für CDA und nicht jeder Hund mit Dilution ist von CDA betroffen, aber es gibt spezielle Rassen mit erhöhtem Risiko. Weimaraner sind dilute, erkranken aber, ebenso wie Deutschen Doggen des blauen Farbschlags, scheinbar nicht an CDA. Bei Dobermännern mit CDA war hingegen der Anteil an dilute Hunden sehr hoch, was zur Folge hatte, dass der Farbschlag Blau aus dem FCI-Rassestandard entfernt wurde.Es ist also essenziell, Testergebnisse immer im Kontext der jeweiligen Rasse zu interpretieren, um fundierte Zuchtentscheidungen zu treffen und Fehleinschätzungen zu vermeiden. Bei jedem genetischen TestTest – sei es Einzeltest, Rassepaket, oder das umfangreiche XXL-Screening – können Zuchtclubs und die Fachberatung der Labore helfen, die Ergebnisse korrekt einzuordnen. Ein heterozygotes oder homozygotes Testergebnis muss nicht automatisch den Krankheitsfall bedeuten oder den Zuchtausschluss nach sich ziehen.
Worauf sollte man bei der Auswahl eines Anbieters für Gentests bei Hunden achten?
Genetische Testpakete wie das günstige Screening LABOGenetics XXL Hund, liegen absolut im Trend und damit steigt die Bedeutung der Qualitätssicherung. LABOKLIN setzt auf höchste Standards. Als akkreditiertes Fachlabor verwenden wir standardisierte Verfahren und bieten fachkundige Beratung durch erfahrene Spezialisten. Diese Qualitätsmerkmale sind entscheidend bei der Wahl eines Testanbieters, um verlässliche und aussagekräftige Ergebnisse zu garantieren. Die Investition in genetische Tests zahlt sich langfristig aus – durch gesündere Tiere, die Vermeidung von Erbkrankheiten und eine fundierte Zuchtplanung.
INFOBOX 1
Wie funktioniert die Probenentnahme und Einsendung?
Die korrekte Probenentnahme ist entscheidend für zuverlässige Testergebnisse. Am meisten DNA kann aus einer EDTA-Blutprobe gewonnen werden. Diese kann nur durch einen Tierarzt genommen werden. Für die meisten Tests reicht aber auch ein Abstrich der Mundschleimhaut. Dieser wird mit Abstrichtupfern durchgeführt, die den Kunden zur Verfügung gestellt werden. Für die umfassenden XXL-Screenings führen Labore manchmal Spezial-Abstrichtupfer, um sicherzustellen, dass genug DNA gewonnen werden kann. Die Probe (Abstrich oder Blutprobe) wird zusammen mit einem ausgefüllten Untersuchungsauftrag an das Labor geschickt. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit bequem online zu bestellen.
INFOBOX 2
Wie wird genetische Information beim Hund vererbt?
Nicht alle genetischen Merkmale werden nach den klassischen Mendelschen Regeln vererbt. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Begriffe:
- Monogene Vererbung: Ein Gen beeinflusst ein Merkmal.
- Dominant: bereits eine Kopie löst die Ausprägung aus
- Rezessiv: Erst zwei Kopien lösen die Ausprägung aus.
- Polygene Vererbung: Mehrere Gene beeinflussen ein Merkmal
- Geschlechtsgebundene Vererbung: Merkmale liegen auf X- oder Y-Chromosomen und betreffen oft ein Geschlecht stärker.
- Variable Expressivität: Gleicher Genotyp, unterschiedliche Ausprägung
- Unvollständige Penetranz: Nicht alle Träger einer Mutation erkranken


