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M-Lokus (Merle Allele: Mh, M, Ma+, Ma, Mc+, Mc, m)*

Allgemeine Beschreibung

Die Fellfarbe Merle (M) bezeichnet ein Fellscheckung, bei der sowohl Areale mit voll pigmentiertem Fell als auch Areale mit verdünntem Farbpigment entstehen. Das Merle-Gen bewirkt eine Farbverdünnung, die nicht über das ganze Fell verteilt ist, sondern nur in Flecken auftritt. Bei Hunden mit dem Genotyp M/M (Double-Merle) sowie allen genetischen Kombinationen von M oder Mh mit den Allelen Mh, M oder Ma, können Taubheit und Augenfehlbildungen auftreten. Da die Merle-Färbung manchmal kaum sichtbar ist, wird ein Gentest vor Zuchteinsätzen dringend angeraten.

Details zur Bestellung
Testnummer8188
Probenmaterial0,5 ml EDTA Blut, 2x Backenabstrich, 1x Spezialabstrich (eNAT)
Testdauer7-14 Werktage
Spezifikationen Test
Symptomkomplexophtalmisch
ErbgangAllelische Reihe: Mh, M, Ma+, Ma, Mc+, Mc > m
GenPMEL
VarianteInsertionen mit unterschiedlicher Länge
LiteraturOMIA:000211-9615
Detaillierte Beschreibung

Die Fellfarbe Merle (M) bezeichnet eine Fellzeichnung, bei der sowohl Areale mit voll pigmentiertem Fell als auch Areale mit verdünntem Farbpigment entstehen. Die Merle-Faktor bewirkt eine Farbverdünnung, die nicht über das ganze Fell verteilt ist, sondern unregelmäßige, zerrissen wirkende unverdünnte Farbflecken stehen lässt.

Bislang sind die Varianten Mh (Harlekin-Merle), M (Merle), Ma+ und Ma (atypisches Merle), Mc+ und Mc (cryptisches Merle) beschrieben, für die eine Insertion mit variabler Länge verantwortlich ist, welche in verschiedenen Allel-Varianten vorliegen kann:

  • Harlekin-Merle (Mh): Das Mh-Allel kann ?Harlekin-Merle? sowie ?Minimal-Merle? (nur eine kleine Region mit Merleabzeichen an Körper, Kopf oder an den Beinen) erzeugen.

  • Klassisches Merle (M): Das Merle-Allel M verdünnt nach dem Zufallsprinzip Teile der Fellfarbe zu helleren Schattierungen wie schwarze zu graue oder braune zu beige Flecken. Die Merle-Flecken haben unregelmäßige Ränder und können überall auftreten (Kopf, Körper und Beine), was zu dem bekannten Merle-Fellmuster führt. Das Merle-Muster kann auch die Farbe der Augen, der Nase und der Ballen beeinflussen. Das Merle-M-Allel ist dominant gegenüber dem Wildtyp-Non-Merle-m-Allel. Ein Hund mit einer Kopie des M-Allels zeigt daher das Merle-Muster. Bei Hunden mit homozygotem Merle (z. B. Genotyp Mh/Mh, Mh/M, M/M, früher als ?Doppelmerle? bezeichnet) können Gesundheitsprobleme auftreten (siehe auch weiter unten).

  • Atypisches Merle (Ma+ und Ma): Normalerweise erzeugt ein atypisches Merle-Ma-Allel allein kein Merle-Muster, kann aber in Kombination mit einem M- oder Mh-Allel ein ?Tweed?- oder ?Patchwork?-Merle-Muster erzeugen. Hunde mit einem homozygoten Ma-Genotyp zeigen eine Vielzahl von Phänotypen, einschließlich verdünnter und gefleckter Fellfarben.

  • Kryptisches Merle (Mc+ und Mc):Kryptisches Merle (Mc) ist eine Kurzform der Merle-Insertion, die an sich keinen direkten Einfluss auf die Fellfarbe hat. Bei einigen Hunden mit dem Genotyp M/Mc oder M/Mc+ wurde von helleren Schattierungen der verdünnten Bereiche sowie größere weiße Bereiche berichtet. Laut dem aktuellen Wissensstand ist kryptisches Merle nicht allein mit gesundheitlichen Problemen verbunden.

Besonderheiten:

  • Verstecktes Merle und/oder maskiertes Merle (Hidden/Masked Merle): Merle kann durch bestimmte Phänotypen (z. B. rezessives Rot/Gelb/Creme oder extreme Weißscheckung) verdeckt sein. Das bedeutet, dass der Genotyp M/m oder Mh/m nicht sichtbar ist und ein hohes Risiko besteht, versehentlich homozygote Merle-Welpen zu züchten.

  • Mosaik-Merle: Merle-Mosaike bestehen aus mindestens drei Allelen (z. B. m plus mindestens zwei verschiedene Merle-Allele). Ein echter Mosaizismus könnte schwer zu erkennen sein, insbesondere wenn zusätzliche Merle-Allele nur in bestimmten Probenmaterialien vorhanden sind (z. B. in Samen- oder Eizellen). Mosaizismus kann zu unterschiedlichen Merle-Phänotypen wie ?Minimal-Merle? oder ?Tweed? führen. Die Angabe möglicher Merle-Mosaik-Ergebnisse erfolgt bei den Befunden in eckigen Klammern, was dieses Allel in der Minorität des Ergebnisses ausweist.

Bei den Befunden wird bei vorliegenden Merle-Allelen neben der exakten Bezeichnung der Variante auch zusätzlich die jeweilige Insertionslänge in Basenpaaren (bp) angegeben. Bitte beachten Sie jedoch, dass die Angabe der Insertionslänge in bp sowohl von Labor zu Labor auf Grund des verwendeten Testverfahrens und dessen Spezifikationen, als auch innerhalb der Analytik zweier Proben desselben Tieres auf Grund der speziellen Genetik des M-Lokus variieren kann. Vergleichsanalysen anhand der exakten Insertionslänge sind somit weder für zwei Proben desselben Tieres, noch zwischen den untersuchenden Laboren zielführend.

Bei Hunden mit dem Genotyp M/M (Double-Merle) sowie allen genetischen Kombinationen von M oder Mh mit den Allelen Mh, M oder Ma können schwere Innenohrfehlbildungen auftreten. Diese können zu Schwerhörigkeit oder sogar Taubheit führen. Zudem können Fehlbildungen des Auges, eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit, sowie Hautkrebs (aufgrund des Mangels an UV-schützender Pigmentierung) auftreten. Diese Tiere haben oft einen stark erhöhten Weißanteil oder sind vollständig weiß gefärbt. Eine Verpaarung, bei der solche Welpen entstehen können, gilt nach § 11 b Tierschutzgesetz (und aktueller Rechtssprechung) als Qualzucht, daher ist solch eine Verpaarung verboten.

Das Risiko für Auswirkungen auf die Gesundheit wird anhand der vorliegenden Genotypen (nach aktuellem wissenschaftlichem Stand) wie folgt eingeordnet:

Grafik modifiziert nach einer Grafik von Corinne Benavides-Gyger (basierend auf der Forschung von Langevin et al. 2018)

Da die Ausprägung der Merlefärbung auch nur auf kleine Bereiche beschränkt sein kann (Minimal Merle) oder durch eine andere Färbung verdeckt sein kann (Hidden Merle), ist eine optische Identifikation dieser Tiere nicht immer möglich. Ein Gentest ist daher immer angeraten, wenn Merle in einer zur Zucht verwendeten Linie vorhanden ist oder vermutet wird.

Weitere Informationen dazu finden Sie auch in unserem Beitrag Aktuelle Einordung der Zucht mit dem Merkmal Merle

* Leistung wird von Partnerlabor durchgeführt